Human Canvas ist eine natürliche Weiterentwicklung meiner bisherigen Arbeit und meiner Interessen für Kunst, Natur und die indigenen Kulturen. Wenn Sie genau hinschauen, dann sehen Sie eine direkte Fortführung meiner Arbeit, die ich früher in Stammesgemeinschaften gemacht habe und wie sie dann in meinem Buch ‘Tribes‘ (1997) dokumentiert wurde. Flecken, Linien und Texturen spielen dort schon stark in die ornamentale Dekoration, wie sie entlegene Völker während bestimmter Feierlichkeiten nutzen. Darüber hinaus habe ich auch vieles aus der natürlichen Welt bezogen, was Sie vor allem in meinem Buch ‚Vanishing Act‘ (2015) sehen können. Das ist eine Sammlung von Bildern, die zeigt, wie evolutionäre Entwicklungen bestimmten Tiere helfen, sich vor Raubtieren zu verstecken, zu tarnen. Diese Arbeit hatte sich bei mir im Hinterkopf schon lange eingenistet, bevor ich dann bewusst damit arbeitete.
Human Canvas ist eine sehr spezielle ‚Unterabteilung‘ meiner Arbeit. Während ich in der Regel draußen fotografiere, wurde die überwiegende Mehrheit dieser Werke im Studio geschaffen; dabei male ich die Kulissen, bemale die Modelle, postiere sie und fotografiere sie dann. Es ist eine gemeinsame Anstrengung, während des Foto-Shootings, wobei ich immer wieder auch neue Ideen produziere und umsetze. Es erfordert viel Geduld von mir und den Modellen, sowie Flexibilität. Es gab auch Zeiten, wo ich den Kurs komplett ändern musste, als ich merkte, dass ein Thema nicht funktionierte. Ein kreativer Prozess also, der aus einer Mischung aus Planung und Spontaneität besteht.
Nicht alle Bilder dieses Projektes wurden im Studio fotografiert. Ich bin auch öfter in die Omo-Region von Äthiopien gefahren, um dort an wichtigen Teilen des Œvres mit Stämmen zu arbeiten, die eine besondere Inspiration dafür waren.
Durch die Verwendung von Linie, Muster, Textur sowie ungewöhnlicher Blickwinkel habe ich versucht, die menschliche Form zu abstrahieren. Das Ziel ist eine theatralische Darstellung, keine erotische, obwohl viele der menschlichen ‚Landschaften‘ natürlich sinnlich sind. Es gibt verschiedene ‘Hauptlinien’ in diesem Projekt: ‚Gebrochener Ton‘, ‚Pigment‘, ‚Abstraktion‘ und jetzt ‚Schamane‘. Für mich ist dieses Projekt etwas, das jenseits der Fotografie liegt, ein reines Kunstprojekt, das mich als Künstler anspricht und fordert.